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Wenn der Kletterer erheblich schwerer ist als der Sicherer, ergeben sich ein paar Probleme. Das offensichtlichste dabei ist natürlich das Auffangen eines Sturzes. Bei einem solchen Gewichtsverhältnis kann es bei einem Sturz zu gefährlichen Situationen kommen:
- Der Sichernde hebt vom Boden ab und verliert die Kontrolle über das Kletterseil.
- Wird der Sichernde hochgezogen vom Fall des Kletterers, kann er brutal am ersten Anker gebremst werden und sich dabei verletzen.
- Aus Punkt 1 und 2 kann resultieren, dass der Sichernde aus Selbsterhaltungsinstinkt das Kletterseil los lässt.
Um dieses Problem zu lösen, gibt es ein paar Techniken und auch Geräte, die dir beim Sichern eines schweren Kletterers helfen. Durch diese Techniken und Hilfsmittel, ist es absolut machbar einen 20 oder sogar 40 kg schwereren Kletterpartner zu sichern!
Wie man einen schweren Kletterpartner sichert
Mit ein paar Vorsichtsmaßnahmen lassen sich die oben genannten Gefahren in Grenzen halten. Hältst du diese ein, wird dein Kletterpartner sanft fallen und du wirst dich dabei nicht verletzen.
Die einfachste Lösung wird vor Allem in Kletterhallen angewendet – man bindet den Sichernden einfach am Boden fest. So kann er nicht abheben und sich am ersten Anker verletzen und der Kletterer fällt nicht auf den Boden. Der Nachteil dabei ist aber, dass der Sturz dabei nicht wirklich sanft abgefedert wird, wodurch sowohl der Kletterer, als auch das Kletterseil abrupter gestoppt werden und damit hohe Kräfte wirken.
Schweren Kletterpartner im Vorstieg sichern
Die größten Probleme, die durch einen großen Gewichtsunterschied entstehen, kommen beim Vorstiegsklettern vor. Dort besteht wie gesagt die Gefahr des ersten Ankers.
Wenn du dich nicht am Boden befestigen kannst, solltest du dich an folgende Regeln halten, um deinen Kletterpartner zu sichern:
- Handschuhe tragen: Als erstes gilt, dass der Sichernde am besten Handschuhe* trägt, da auf das Kletterseil eine hohe Bremskraft ausgeübt werden muss und es damit mit viel Kraft durch deine Hände gleitet. Bist du nicht vorsichtig dabei, kann es schnell zu Verbrennungen kommen. Außerdem sinkt die Hemmung enorm das Kletterseil kräftig festzuhalten wenn der Kletterer stürzt, da man keine Angst hat sich die Hände und Finger zu verletzen wenn man Handschuhe trägt.
- Lasse den ersten Anker aus: Damit du bei einem Sturz deines Kletterpartners nicht in den ersten Anker gezogen wirst, ist es am einfachsten diesen einfach auszulassen! Dann hast du einen größeren Puffer bevor du am Anker ankommen könntest. Wenn der zweite Anker aber schon recht weit entfernt ist und dein Kletterpartner es sich nicht zutraut den ersten auszulassen, könnte er auch nach dem zweiten wieder zurück klettern, um den ersten wieder zu lösen. Es gibt aber auch ein geniales Gerät, was dir diesen Stress erspart: einen Stick Clip. Quasi ein Stock mit einer Vorrichtung am Ende, mit der man das Kletterseil inklusive Quickdraw bzw. Expresse am Anker einhaken kann.
- Stehe direkt unter dem ersten (bzw. zweiten) Anker: Wenn du direkt unter dem ersten Anker, an dem das Kletterseil geclipt ist, stehst, wirst du beim Sturz des Kletterers nicht über den Boden geschleift, sondern direkt nach oben gezogen. Dadurch wird der Sturz sanfter abgefedert und du kannst nicht stolpern.
- Beschaffenheit der Felswand: Schaue dir bevor ihr anfangt die Route zu beklettern die ersten paar Meter der Felswand an. Du wirst bei einem Sturz abheben und dich an dieser Felswand mit deinen Füßen abstützen müssen. Wenn dort aber gefährliche Objekte wie spitze Kanten oder so etwas sind, solltest ihr das Risiko abschätzen und euch gegebenenfalls eine andere Route aussuchen.
- Feste Schuhe: Trage beim Sichern feste Schuhe. Wenn du abhebst, brauchst du trotzdem beide Hände zum Sichern des Kletterseils. Deine Füße halten dich von der Felswand fern, also solltest du Schuhe haben, in denen du einen festen Halt hast. Wenn du zur Kletterroute wandern musstest, lasse einfach deine Wanderschuhe an.
- Halte dich bereit: Sobald dein Kletterpartner den Boden verlassen hat, solltest du bereit sein, ihn zu fangen. Spätestens, wenn du merkst, dass er an einer schwierigen Stelle angelangt ist. Gucke permanent nach oben und lasse den Kletterer nicht aus den Augen. Wenn dir dies schwer fällt, gibt es besondere Brillen, die dir dabei helfen können. Wenn dein schwerer Kletterpartner noch nicht allzu hoch ist, kannst du dich mit einem Knie am Boden abstützen, um die Distanz zwischen euch beiden etwas zu erhöhen. Wenn er fällt, solltest du nicht hoch springen! Das macht man nur, wenn der Gewichtsunterschied genau anders herum ist und der Kletterer wesentlich leichter ist als der Sichernde, um den Fall sanfter abzufedern.
- Helm tragen: Dies ist wohl selbstverständlich. Aber in dieser Situation brauchst du den Helm nicht nur zum Schutz vor herunterfallenden Steinen, sondern auch vor dem Kletterer an sich! Ist der Kletterer noch nicht allzu hoch gekommen und fällt, kann es durchaus passieren, dass ihr kollidiert. Wenn der Zusammenprall nicht aufzuhalten ist, versuche deinen Kopf aus der Bahn zu bekommen. Besitzt du keinen Helm? Dann schaue hier rein: Wie wähle ich den richtigen Kletterhelm aus?
Schweren Kletterpartner beim Toprope Klettern sichern
Beim Toprope Klettern sieht das Ganze etwas entspannter aus. Es gibt keinen ersten Anker, in den man gezogen werden kann und der Effekt des Flaschenzugs hilft dem Sichernden die Last des Kletterers gut zu halten. Das Wichtigste ist, dass man nicht in Panik verfällt und dadurch die Kontrolle über das Kletterseil verliert. Solltest du dir trotzdem unsicher sein, befestige dich am Boden.
Review: Edelrid Ohm – Spezielles Gerät für große Gewichtsunterschiede
Neben seiner genialen Funktion bietet er auch einen psychologischen Vorteil, da man sich sicherer beim Klettern und Sichern fühlt.
Der Name “Ohm” ist ein Wortwitz und gleichzeitig das Funktionsprinzip dieses Geräts. Ohm ist in der Elektrotechnik die Einheit für den elektrischen Widerstand. Der Edelrid Ohm gibt dir durch mehr Widerstand auf das Kletterseil die nötige Kontrolle über das Kletterseil. Dieser Widerstand wirkt aber nicht beim normalen Klettern auf das Kletterseil, womit der Kletterer beim hochklettern keinerlei Widerstand verspürt.
Der Edelrid Ohm wird am ersten Anker mit einem Expressenset eingehakt. Der Rest verläuft genau so wie sonst auch. Der Sicherer am Boden kann den Kletterer wie gewohnt mit einem normalen Sicherungsgerät sichern und auch ablassen.
Fällt der Kletterer nun, wirkt der Edelrid Ohm einen großen Widerstand auf das Kletterseil aus, wodurch es zusätzlich gebremst wird. Auch das Runterlassen ist sehr viel angenehmer. Der erste Anker, an dem das Gerät befestigt ist, fungiert dann quasi als zweiter Sicherer.
Besonders bei sehr vertikalen Routen wirkt sich der zusätzliche Widerstand positiv auf das Handling des Kletterseils aus, da es bei vertikalen Strecken kaum Reibung zwischen Kletterseil und sonstigen Karabinerhaken gibt.
Benutzt werden sollte der Edelrid Ohm aber nur bei einem leichten Sicherer und einem schweren Kletterer. Wird er auch verwendet, wenn der Kletterer leichter ist als der Sichernde, wird der Kletterer bei einem Fall umso stärker und damit zu schnell gebremst. Ein Fall muss immer dynamisch abgefangen werden. Endet er abrupt, können Verletzungen und Schäden am Kletterseil und der sonstigen Ausrüstung auftreten.
Abschließende Gedanken
Wie du hoffentlich gemerkt hast, ist es durchaus möglich und auch absolut normal einen schwereren Kletterpartner als sich selbst gut zu sichern. Befolgst du die hier genannten Techniken und Tipps, sollte euch dort draußen nichts passieren!
Außerdem gibt es mit dem Edelrid Ohm ein exzellentes Tool, um die Sache noch wesentlich sicherer zu gestalten.
Achtung: Beim Klettern musst du auf deine Sicherheit achten! Die Informationen auf climbtheearth.com helfen dir nur beim Lernen. Bevor du kletterst, solltest du sicherstellen, dass du von einem Experten richtig eingewiesen wurdest und dass du alle Sicherheitsvorkehrungen befolgst.
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