Wie erkennt man, ob ein Seil statisch oder dynamisch ist?

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Beim Klettern und beim Bergsteigen kommen zwei unterschiedliche Seiltypen zur Anwendung: statische* bzw. halbstatische und dynamische Kletterseile*

Den Unterschied zu kennen – und die damit verbundenen Einsatzzwecke zu berücksichtigen – ist der erste Schritt zum unfallfreien Klettern. Wer sich mit den falschen Seilen in eine Wand hängt, hat bei einem Sturz schlechte Karten.

Der Unterschied zwischen statischen und dynamischen Seilen

Dynamisches Kletterseil von Edelrid*

Dynamische Seile sind die Kletterseile, die vornehmlich zum Abfangen eines Abrutschens oder Abstürzens an der Wand eingesetzt werden. Die Dehnfähigkeit solcher Seile dient dazu, die entstehende Energie beim Sturz besser abzufedern.

Dehnfähige Kletterseile – also dynamische Seile – müssen den Vorgaben nach EN 892 genügen. Sie sollen so dehnfähig sein, dass sie den sogenannten „Fangstoß“ beim Fallen abfedern können. Zugleich müssen dynamische Seile aber auch so belastungsfähig sein, dass sie bei einem Sturz nicht reißen. Würde jemand beim Klettern ein (halb-)statisches Kletterseil nutzen und dann abrutschen, würde das Seil den ins Straucheln geratenen Kletterer zwar abfangen – aber wegen fehlender Dehnungsfähigkeit mit sehr viel schmerzhafteren Folgen.

Statisches Kletterseil von Kanirope*

Mit einer maximal erlaubten Gebrauchsdehnung von höchstens fünf Prozent sind Statikseile korrekt als halbstatische Fixseile zu bezeichnen. Sie haben eine Dicke von 9 bis 13 Millimetern. Eingesetzt werden halbstatische Seile beim Canyoning, beim Bau von Hochseilgärten oder als Sicherungsseile in der Höhenrettung. Auch Höhlenforscher haben statische Seile in Benutzung.

Bei Klettertouren im Vorstieg, führen halbstatische Seile bei Stürzen durch den hohen Fangstoß zu schweren Verletzungen. Ein halbstatisches Seil erfüllt in der Dehnfähigkeit und Festigkeit die Norm EN 1891. Es darf nur mit einer maximalen Festigkeit und Dicke ausgestattet sein. Davon kann das Leben von einem kletternden Kollegen oder Verunfallten abhängen. Wer dünnere Reepschnüre im Vorstieg einsetzt, um eine verunfallte Person zu retten, beachtet die wichtigsten Regeln der Seilbenutzung nicht.

Dynamisch oder statisch: der Sturzfaktor ist relevant

Die Lebensdauer jedes Seils – unabhängig davon ob es dynamisch oder statisch ist, wird unter anderem mittels dessen Sturzfaktor gemessen: Der Sturzfaktor ist gleich Sturzlänge geteilt durch die Länge des Arbeitsseils.

Je nach Seilnutzung beträgt der standardmäßige Sturzfaktor 0 bis 2. In gesicherten Klettersteigen kann er aber auch eine höhere Wucht entfalten. In diesem Fall kann der Sturzfaktor bis zu 7 betragen. Das bedeutet, dass der Fangstoß unter ungünstigen Bedingungen extrem stark ausfällt. Das kann das Seil zum Reißen bringen. Das zöge unweigerlich schwere Verletzungen des Kletterers nach sich. Für das Klettern in einem Klettersteig bedeutet das, dass spezielle Seil-Sets mitzuführen sind, die einen eingebauten Falldämpfer beinhalten.

Weitere Faktoren, die die Lebensdauer eines Kletterseils beeinflussen können, sind:

  • die Nutzungshäufigkeit des Seils
  • die sachgerechte Benutzung des Seils
  • das Alter des Kletterseils
  • der bereits erkennbare Abrieb
  • das Vorhandensein oder Fehlen einer Imprägnierung
  • mechanische, thermische oder chemische Belastungen
  • die Zahl der bereits abgefangenen Stürze
  • oder die Lagerung des Seils.

Der Zusammenhang zwischen Fangstoß und Sturzfaktor

Der Seilaufbau, der Sturzfaktor sowie das Körpergewicht eines Kletterers haben Einfluss auf den Fangstoß. Außerdem ist auch die Art und Weise relevant, mit der ein Kletterfan sich gesichert hat. Naturgemäß spielen auch das Alter von Kletterseilen sowie die Zahl der von ihnen abgefangenen Stürze eine wesentliche Rolle. Bei einem Sturz summieren sich die auf das Kletterseil einwirkenden Energien. Zur Wirkung kommen beispielsweise die Zugkräfte, die der Stürzende ausübt, plus der Zugkräfte, die der sichernde Partner auf das Seil ausübt.

Jeder Kletterfan sollte also berechnen können, wie hoch der Fallstoß sein könnte, wenn er Zwischensicherungen anlegt. Das Bestreben muss sein, die Belastungen des Kletterseils durch den Fangstoß möglichst gering zu halten. Einen Sturz zu vermeiden, ist natürlich die wichtigste Maßnahme. Rutscht der Kletterer aber doch ab, sollte er optimal gesichert sein und den erfolgenden Fangstoß richtig eingeschätzt haben.

Wie könnte der Fangstoß aktiv kleiner gehalten werden?

Die erste Maßnahme ist, dass die erste Zwischensicherung frühestmöglich angebracht wird. Das reduziert den Sturzfaktor bereits. Dieser sollte bei einer Klettersteig-Besteigung immer so niedrig wie möglich gehalten werden. Die nachfolgenden Zwischensicherungen sollten in möglichst kleinen Abständen angebracht werden. Falldämpfer sind vor allem beim Eisklettern im Einsatz. Auch wenn natürliche Sicherungspunkte genutzt werden sollen, sind Falldämpfer sinnvoll.

Die Reibung sollte durch eine lockere Seilführung an den Sicherungspunkten möglichst gering gehalten werden. Im Fall eines Sturzes kann das Kletterseil dann auf seiner gesamten Länge wirksam werden. Zusätzlich zur Verwendung eines dynamischen Kletterseils kann auch ein dynamischer Umgang mit Stürzen trainiert werden. Ein dynamisches Kletterseil kann einen Sturz abfedern und dessen Folgen mindern.

Ein statisches Seil kann das nicht leisten. Es absorbiert die freiwerdenden Energien nicht. Daher werden am Fels niemals statische Kletterseile, dicke Reepschnüre oder Bandschlingen eingesetzt. Selbst kurze Stürze in statische Bandschlingen können zu starken Belastungen des Seils, der nahe gelegenen Sicherungspunkte oder des Kletterers selbst führen.

Wie sieht ein dynamisches Kletterseil von innen aus?

Dynamische Kletterseile sollen verhindern, dass es zu einem starken Fangstoß kommt. Die Dehnfähigkeit solcher Kletterseile ist ebenso entscheidend wie ihre Reißfestigkeit. Die Herstellung eines dynamischen Kletterseils ist also darauf ausgelegt, beide Kriterien zu beachten.

Die Reißfestigkeit ist allerdings an scharfen Felskanten und hoher Reibungsintensität ein relativer Wert. Bei zu hoher Zugbelastung kommt manchmal es an einem scharfkantigen Felsgrat zu Material-Einschmelzungen oder gekappten Kletterseilen. Das passiert allerdings bevorzugt bei unsachgemäßer Nutzung und falscher Lagerung, bei älteren Seilen, die ihre Lebensdauer bereits überschritten haben, und bei unglücklichen Verkettungen von Umständen.

Das Innenleben eines dynamischen Kletterseils besteht aus miteinander verflochtenen Seilsträngen. Diese dürfen über die gesamte Seillänge keine Unterbrechung erfahren. Der Seilaufbau beinhaltet einen elastischen Kern, einen Kontrollfaden, der zwecks Identifizierung in jedem Jahr anders gewählt wird, und eine Ummantelung.

Als bestes Material für dynamische Kletterseile haben sich Polyamidfasern erwiesen. Diese Kunstfasern haben genau die Elastizität, Dehnbarkeit und Festigkeit, die bei dynamischen Kletterseilen benötigt wird. Andere Materialien haben sich als weniger geeignet erweisen, Stürze abzufangen.

Wie sieht ein statisches Kletterseil von innen aus?

Die (halb-)statischen Seile bestehen im Inneren ebenfalls aus miteinander verflochtenen Textilfasern, die mit einem schützenden Mantel umgeben sind. Insgesamt ist der Aufbau halbstatischer Seile ähnlich wie der der dynamischen Kletterseile.

Hier soll der Kern des Seils aber unter Belastungen nicht nachgeben. Daher wird die Tragfähigkeit solcher Seile mittels ummantelter Litzen sichergestellt. Der Mantel verhindert, dass thermische, mechanische oder andere Einflüsse dem Inneren schaden.

Auch hier findet sich ein Kontrollstreifen eingezogen. Dieser kann dem Hersteller bei gehäuft auftretenden Seilschäden wichtige Aufschlüsse auf eine bestimmte Materialcharge oder einen definierten Produktionszeitraum geben.

Ist ein Seil dynamisch, halbstatisch oder statisch?

Über diese Einteilung entscheidet die Höhe der Gebrauchsdehnung – also der Dehnung, die bei der Benutzung eines Seils entsteht. Bei den dynamischen Kletterseilen ist die maximale Dehnung mit maximal acht Prozent festgelegt. Diese Dehnung erreicht der Hersteller durch bestimmte Prozesse, die während der Seilherstellung auf das Material einwirken.

Zum einen werden die Zwirne des Seilkerns miteinander verflochten und eingedreht. Zum anderen werden sie mittels Hitzeeinwirkung und Druck sowie einer bestimmten Einwirkungszeit in einem Autoklaven geschrumpft. Dadurch entsteht eine Dehnungsreserve.

Es handelt sich um eine künstlich erzeugte Elastizität, die jedoch nicht durch elastische Bänder oder dehnfähige Materialien erzeugt wird. 

Ein halbstatisches bzw. statisches Seil hat nur eine maximal zugelassene Dehnungsfähigkeit von zwei bis fünf Prozent. Wie solche Seile beschaffen sein müssen, regeln verschiedene nationale oder EU-Normen.

Was unterscheidet Einfachseile, Halbseile und Zwillingsseile?

Bei den dynamischen Kletterseilen werden drei Arten unterschieden: Das Einfachseil*, das Halbseil* und das Zwillingsseil*. Zu erkennen sind diese an einer Markierung, die sich am Seilende befindet.

Beim Einfachseil findet sich ein rundes Symbol links. Beim Halbseil ist ein rundes Symbol oben rechts angebracht. Bei den Zwillingsseilen liegt ein rundes Symbol unten rechts.

Einfachseile werden bevorzugt in Kletterhalle und Hochseilgärten eingesetzt. Ihr Durchmesser beträgt zwischen 8,9 und 11 Millimeter. Die Anforderungen der Europäischen Norm EN 892 erfordern, dass das Einfachseil:

  • mindestens fünf Stürze eines 80 Kilogramm schweren Kletterers aushält
  • einen Sturzfaktor von 1,75 übersteht
  • eine Fangstoßkraft von 12 kN beim ersten Sturz abfängt
  • eine Seildehnung von höchsten 10 Prozent bei einer statischen Belastung durch eine 80 Kilogramm schwere Person aushält
  • und sich höchsten um 40 Prozent beim ersten „Normsturz“ dehnt.

Normstürze sind Sturz-Simulationen, die mittlerweile als nicht ausreichend realitätsnah angesehen werden. Bei Stürzen darf es höchstens zu einer minimalen Mantel-Verschiebung von einem Prozent kommen.

Halbseile haben einen Durchmesser von 8 bis 9 Millimetern. Zuweilen werden Halbseile auch als Doppelseile bezeichnet. Der Grund dafür liegt in ihren beiden Seilsträngen, an denen sich zwei Nachsteigende sichern können. Jeder nutzt dann einen eigenen Strang. Erlaubt wäre das aber nur im Nachstieg. Der Vorsteiger muss mit höheren Kräften rechnen, die auf das Seil einwirken. Er nutzt daher zwei Halbseile zum Sichern. Um eine verringerte Reibung an den Zwischensicherungen zu erzeugen, hängt er abwechselnd jeweils einen der beiden Halbseil-Stränge in die Zwischensicherung ein.

Halbseilstränge sind etwas schwerer als die Stränge von Zwillingsseilen. Im Test müssen solche Seile beim Sturztest mit fünf Normstürzen ein 55 Kilogramm schweres Fallgewicht je Einzelstrang abfangen können. Für das Abseilen können zwei Halbseile verknotet werden, da sonst nur die Hälfte der Seillänge zur Verfügung stehen würde. Früher wurde die eben beschriebene Doppelseiltechnik mit zwei Einfachseilen ausgeführt.

Zwillingsseile sind 7 bis 8 Millimeter starke Seile, die nur als Doppelstrang genutzt werden. Sie dienen vor allem auf langen Routen, an denen es gute Zwischensicherungs-Punkte gibt. Diese könntest Du auch auf dem Rückweg nutzen. In diesem Fall kommen zwei dünnere Zwillingsseile zum Einsatz. Einzelne Zwillingsseile halten einer Sturzbelastung nicht stand. In Alpinregionen klettern die Kletterer meistens mit Halb- oder Zwillingsseilen. Zwillingsseile, die immer im Doppelstrang eingesetzt werden, müssen im Test 12 Normstürze aushalten und ein Gewicht von 80 Kilogramm tragen.


Achtung: Beim Klettern musst du auf deine Sicherheit achten! Die Informationen auf climbtheearth.com helfen dir nur beim Lernen. Bevor du kletterst, solltest du sicherstellen, dass du von einem Experten richtig eingewiesen wurdest und dass du alle Sicherheitsvorkehrungen befolgst.

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